Jedem seine eigene Welt

Auch wenn der Artikel «Der Energiebedarf von China und seine Auswirkungen» von Bruno Keller¹ im «Bulletin SEV/AES» bereits im Jahr 2009 erschien,
bleibt das Thema Energieverbrauch aktuell.

Gemäss dem Artikel liegt die Autodichte in China bei 0.02 Personenwagen auf einen Einwohner. (Der Zuwachs pro Jahr: 18%) China hat rund 1’300 Mio. Einwohner.
Davon leben ca. 500 Mio. im städtischen und ca. 800 Mio. Einwohner im ländlichen Gebiet. Die mittlere Wohnfläche beträgt 15 bis 25 m²/Person.

Der Energiebedarf Chinas wird weitgehend fossil gedeckt: Kohle, Erdöl, Gas
machen zusammen 91% des Gesamtbedarfs aus, wobei Kohle aus eigener Quelle
rund 71% ausmacht. Kernenergie beträgt 1% und Wasserkraft rund 8%.
Der Gesamtenergieverbrauch betrug im Jahr 2007 rund 17’000 TWh/Jahr.

Der CO2 Ausstoss von China ist beträchtlich. - Die Transformation des Energiebedarfs
von fossil auf erneuerbar wird vermutlich viele Jahrzehnte dauern.

China. Zum Grössenvergleich: Die Insel Halnan entspricht ziemlich genau der Schweiz, sowohl flächen- wie auch bevölkerungsmässig. (Bulletin SEV/AES 2009, Der Energiebedarf von China und seine Auswirkungen)

Ein Vergleich China  – Schweiz zeigt eindrücklich die Herausforderungen vor der die Welt steht wenn China seine Infrastruktur (Energieversorgung, Verkehr, Gebäude) zukünftig mächtig ausbaut.

Vergleich China-Schweiz. (Angaben zu China gemäss Artikel Bruno Keller)

 

 

Da freut sich die Automobilindustrie über den riesigen Wachstumsmarkt in China!  Steigen werden jedoch auch die Treibhausgasemissionen!

Die Automobilindustrie steht hier in der Verantwortung: Der Schwenk muss kommen, hin zu sparsameren Autos (1-Liter-Auto) oder vermehrt zu Autos mit Gas-, E- oder H-Motoren. Damit der Slogan «Freude am Fahren» auch in ferner Zukunft noch gelten wird.

Man kann sich vorstellen, was das für die Umwelt bedeutet, erreicht China die gleiche Autodichte pro Einwohner, respektive den gleichen Energieverbrauch pro Person wie die Schweiz.

Der Gedanke: wir leben hier in der (kleinen) sauberen Schweiz, was gehen mich die Probleme von China an, ist reine Augenwischerei. Denn China ist nur acht Flugstunden von Europa entfernt. - Ihre Probleme werden eben auch zu unseren Problemen. 

Das die Schweiz den Weg der Substitution von fossilen Energien weitergeht scheint folgerichtig.

¹) Bruno Keller, Physiker, 1991-2007 Professor für Bauphysik an der ETH Zürich, Keller Technologies AG, Zürich

Die freundliche Energie

«Erdgas, die freundliche Energie» spricht die Werbung mit dem grünen Blatt und meint Biogas oder «freundliches» Erdgas beim Tanken? Und «Erdgas Zürich» heisst jetzt neu «energie360°». Ihre Vision lautet: «Im Jahr 2023 sind wir der führende Energieversorger für ökologisch sinnvolle Wärme-lösungen in der Schweiz.» - Nur die Sonne heisst immer noch Sonne und bleibt über das Jahr 2023 der «führende Energieversorger» weltweit und scheint freundlich und gratis!

 

Natürliches Angebot erneuerbarer Energien und ihr technisch-wirtschaftlich nutzbares Potenzial im Vergleich zu den Energievorräten und dem Weltenergieverbrauch (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2009)

Legende zu Abbildung oben

grauer Würfel links: Primärenergieverbrauch Welt pro Jahr
äusserer Würfel:     Erneuerbare Energiemengen pro Jahr
innerer Würfel:        heute technisch gewinnbare Energiemengen in Form von
Strom, Wärme und chemischen Energieträgern pro Jahr

 

 

Eine Energiemenge von 2.19 x 10^17 kWh/a oder 219'000'000 Milliarden kWh/a, strahlt die Sonne jedes Jahr auf die Erdoberfläche (Kontinente).

Kann von dieser Energiemenge nur 10% nach der Umwandlung genutzt werden, so wäre der Weltenergieverbrauch  immer noch 144x mal gedeckt. Oder es müsste weniger als 1% der auf die Kontinente eintreffende Energie des Sonnenlichtes genutzt werden um den Weltenergieverbrauch zu decken.

Sonneneinstrahlung auf Kontinente:   791'900'000 PJ/a  (Petajoule pro Jahr)
Primärenergieverbrauch Welt 2011:          548'123 PJ     (IEA 2011)
Bruttoenergieverbrauch Schweiz 2011:        1'129 PJ      (BfE, Statistik 2012)
(1 Petajoule = 278 x 10^6 kWh)

 

 

 

 

 

Energiesteuer ? - Ja, Energie besteuern !

Drei Milliarden Franken Gesprächsguthaben

Kennen Sie den Begriff  «Natel» noch? Nur telefonieren und schreiben von Text- kurznachrichten war mit den ersten Mobilgeräten möglich. Mehr nicht. Mit der Weiterentwicklung der Geräte hat sich auch der Name internationalisiert: Smartphone, lässt sich leichter aussprechen und tönt melodischer.

Mit einem abgeschlossenen Abonnement  können die Geräte zu einem symbolischen Preis von einem Franken erworben werden. Die Telefongesellschaften freuen sich über den Abschluss von Aboverträgen und der Benutzer über das Gadget, das man immer bei sich rumträgt, weil es gut aussieht, handlich und angenehm in der Hand liegt und den Status des Benutzers widerspiegelt.

Und jetzt kommts:
Comparis hat Ende 2013 eine online-Umfrage unter 3000 Handybenutzer durchgeführt und dabei geschätzt, dass rund 3 Milliarden Franken eingespart werden könnten bei der Wahl des richtigen Abonnements.
Weiter berichtet comparis von einem Einsparungspotential in den Jahren 2005 bis 2013 von rund 20 Milliarden Franken.
Wenn man sich überlegt, dass Geld für eine Dienstleistung bezahlt wird, die man überhaupt nicht nutzt. - Guthaben das nicht vertelefoniert worden ist, sondern einfach verfällt - 3 Milliarden Franken sind 250 Millionen Franken im Monat oder 8 Millionen Franken pro Tag. Ist das jetzt erstaunlich oder bedenklich oder was meinen Sie?

Geht man davon aus, dass diese 3 Milliarden Franken Gesprächsguthaben wären, wieviel «Strom» müsste der Aku des Gerätes bereitstellen um telefonieren zu können?


Dazu ein kleines Rechenbeispiel:

Unter der Annahme dass wir 2 Stunden pro Tag telefonieren und das Handy im Betrieb 5 Watt und bei Standby 0.03 Watt Leistung hat ergibt dies im Jahr rund 3'890 Wh. (730 Stunden Redezeit; 8'030 Stunden im Standby) Wenn ein Aku die Kapazität von 25 Wh hätte, wären im Jahr rund 156 Ladungen notwendig. (2.3Tage/Aufladung)

Geht man mit Kosten 0.20 Fr./Min. für Gesprächs-gebühren aus, hätte man mit 3 Milliarden Franken rund 250 Millionen Stunden Redezeit zur Verfügung. Wenn alle Nutzer 2 Stunden pro Tag telefonieren würden, ergebe dies rund 342'465 Nutzer. Die alle den Aku rund 156 x im Jahr aufladen. Pro Ladung sind rund 25 Wh notwendig. Somit benötigt man 1.3 Millionen kWh Strom um das Gesprächsguthaben von 3 Milliarden Franken zu ver- telefonieren.

Die Energie entspricht ungefahr der installierten PV-Anlage auf dem Dach der Messe Basel, Halle 1. Diese Anlage misst 12'000m2 und liefert im Jahr rund 1 GWh Strom.

Pro Handybenutzer kostet die Akuaufladung im Jahr rund ca. 95 Rappen.
(1.3 Millionen kWh x 0.25 Fr/kWh / 342'465 Nutzer)  

Sind Sie auch der Meinung, dass diese Energie (Strom)  jetzt aber doch sehr günstig ist? - Im Vergleich zu den Abokosten!

 

Was meinen Sie: Wieviel darf die Energie kosten?

 

 

Mobilität und Energie

Angenommen Sie fahren mit einem normalen Velo mit einer Geschwindigkeit von 25km/h 2 Stunden einen Weg entlang. Retour nehmen Sie für die Strecke von 50 km das Auto.

Wieviel Energie müssen Sie dabei aufbringen?

→   Als Velofahrer leisten Sie ca. 80 Watt und benötigen somit rund 0.16 kWh Energie.
→   Als Velorennfahrer leisten Sie ca. 200 Watt und hätten die gleiche Strecke in ca. 50 Minuten absolviert

→   Als Autofahrer benötigt ihr Auto rund 3.5 Liter Benzin auf 50 Kilometer. Der Energieverbrauch würde dann rund  31.5 kWh betragen.

Diese Werte bilden den "Betrieb des Fahrzeuges" ab. Wie sieht das jedoch aus wenn der Aufwand zur Herstellung der Energie, des Fahrzeuges, der Infrastruktur, die Treib-hausgasemissionen, also die ganze Kette der Umweltbelastungen die von der Entstehung bis zum Rückbau unter verschiedenen Fahrzeugen bzw. Energieträgern verglichen werden soll?

Für diesen Vergleich bietet die KBOB-Liste, Ökobilanzdaten im Baubereich wertvolle Informationen. Eine Empfehlung für nachhaltiges Bauen. Damit kann ein Energieträger, eine Gesamtbewertung eines Bauteils, eines Baumaterials oder eines Transportes von Waren oder Personen nach dem Prinzip der oekologischen Knappheit bzw. nach Umweltbelastungspunkten (UBP) bewertet werden.

Mithilfe dieser schweizerischen Methode bzw. dieser Exel-Liste kann auch ein ganzes Gebäude bewertet werden und wichtig; auch schon in der Planungsphase eine nachhaltige Lösung verfolgt werden. Es ist also möglich verschiedene Materialien oder Bauteile, bereits in einer sehr frühen Phase der Planung, auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen.

Es wäre wünschenswert, wenn nicht nur Umwelt- und Naturwissenschaftler, Energie- und Baufachleute mit diesen Hilfsmitteln arbeiten, sondern auch Personen die nicht in ihrer täglichen Arbeit mit diesen Themen konfrontiert sind, sich einige Gedanken über die Themen: Nachhaltigkeit, den Umgang mit unseren Ressourcen, ganz allgemein der Umgang mit unserer Umwelt machen. Diese Themen betreffen uns alle! Und falls Sie gerade dabei sind Wohneigentum zu erwerben bzw. neu zu bauen, denken Sie daran, diese Themen werden "morgen" in entsprechende Energie-Standards oder Label einfliessen. Also prüfen Sie heute beim Kauf einer Immobilie bzw. beim Neubau ihre Projektpläne/Baubeschrieb, ob diese Themen bei der Planung genügend berücksichtigt wurden.

Es lohnt sich die Unterlagen unter dem link http://www.bbl.admin.ch/kbob/00493/00495/index.html?lang=de mal anzuschauen. Vergleichen Sie die Umweltbelastungspunkte oder Treibhausgasemissionen der verschiedenen Energieträgern. Vergleichen Sie die Umwelt-belastungspunkten bei Strombezug von einer Photovoltaik-Anlage, bei Elektrizität vom Netz oder Elektrizität am Standort erzeugt.

Unter Zuhilfenahme dieser KBOB-Liste und mobitool kommen für den Transport mit verschiedenen Transportmittel, bei einer Person und einer Wegdistanz von 50 Kilometern folgende Resultate zustande:


Vergleich verschiedener Transportmittel: Eine Person auf 50 Kilometer Wegstrecke

 

 

 

 

Für die aktuelle Debatte Klimaerwärmung sind die Angaben der Treibhausgasemissionen wichtig. Die Umweltbelastungspunkten (UBP) beeinhalten Primärenergie und Treibhausgasemissionen. Zudem sind die UBP in der KBOB-Liste weiter unterteilt in Betrieb, Fahrzeug und Infrastruktur. Auch Bereitstellung und Entsorgung der Infrastruktur und Fahrzeuge sowie Auslastung der Fahrzeuge sind in der UBP mitberücksichtigt.

Also wenn alle «Dinge» die wir erschaffen, Energie in verschiedener Form (Strom, Wärme, Licht, usw.) benötigen, wieso besteuern wir dann nicht nach Umwelt-belastungskriterien die Energie direkt, statt durch Subventionen erst den «grünen» Strom zu fördern?

 

Strom ist nicht gleich Strom

 

 

Mit der KBOB-Liste kann man sehr schnell eine Abschätzung der Emissionen verschiedener Energieträger vornehmen:

Zum Beispiel:
Wenn Sie 4'500 kWh Strom aus dem Netz beziehen ergibt dies folgende Umweltbelastungspunkte, notwendige Primärenergie und Treibhausgasemissionen (siehe Tabelle)

 

 

 

 

Damit die Tabelle und ihre Werte besser lesbar sind, wurde der Energieträger Wasserkraft mit Faktor 1.00 bestimmt und als Basis gelegt. Die anderen Energieträger werden also mit Wasserkraft verglichen.
Je tiefer der Faktor des Energieträgers ist, desto besser ist seine Bilanz. Zudem wurde noch eine Rangierung von 1 bis 10 vorgenommen. Man sieht also, dass ein Atomkraftwerk die Umwelt rund 9x höher belastet als ein Flusslaufkraftwerk. Jedoch bei den Treib-hausgasemissionen der Faktor nur 1.28 beträgt.

Der am Standort erzeugte Strom (z.B., PV-Anlage auf dem eigenen Dach) wäre gemäss den obigen Angaben also dem Netzstrom vorzuziehen.

Selbstverständlich sind das nur "theoretische Vergleiche", denn ein Blockheizkraftwerk produziert vorwiegend Wärme. Bei dieser Betrachtung wird jedoch nur der Teil Elektrizität bewertet.

Eine Bewertung verschiedener Anlagenkonzepte lässt sich nur bei einem konkreten Objekt und bekannten Energiebedarf (Strom, Wärme, usw.) vornehmen.

Zum Beispiel bei einem Wohnhaus: Fernwärme (Holzschnitzelheizung) und Solaranlage auf Dach und als Variante Wärmepumpe und PV-Anlage auf Dach.

Diese Berechnungen bzw. Oekobilanzdaten liefern keine Entscheide
 aber Entscheidungsgrundlagen!

 

 

Beat Kappeler, u.a. Wirtschaftsjournalist, hat einmal in einem Artikel im Energiebereich folgendes geschrieben: «Nicht die Arbeit, sondern die Ressourcen sind zu besteuern ...Politiker sind immer nachvollziehend... Ein Anreiz (einen anderen Weg einzuschlagen) muss von anderer Seite kommen.»

Wie sinnvoll sind Verbote für Gerätehersteller?
Aktuell wird in der EU diskutiert, das Staubsauger mit grösserer Leistung als 1600 Watt nicht mehr verkauft werden dürfen. Das Ziel den Stromverbrauch bei Privathaushalten zu senken sollte nicht mit Verboten gesucht werden.

Der Anreiz sollte viel mehr bestehen, dass die Hersteller durch die neuen Strompreise angehalten werden, nur noch verbrauchsarme Geräte anzubieten, da zukünftig nur noch diese von der Kundschaft gekauft werden. Die Hersteller werden also durch die Strompreise herausgefordert ihre Produkte zu optimieren. Man verbietet den Autoherstellern auch nicht, Autos mit mehr als 200 PS zu produzieren.
Die Motorfahrzeugsteuer, die auch die Höhe des CO2-Ausstosses der Fahrzeuge bei der Steuerbemessung einschliesst,  ist eine "willkommene" Einkommenssteuer für die Kantone.
Naheliegender wäre es, die MFK-Steuer abzuschaffen und die Kantone an den Einnahmen der eidgenössischen Energiesteuer für den Treibstoff zu partizipieren. Die Hohheit der Kantone würde zwar beschnitten, jedoch übersichtlicher, nur eine «Energiesteuer» auf Bundesebene anzusiedeln. Weitere Steuereinnahmen des Bundes (CO2-Abgabe, Mineralöl-Steuer, usw.) würden in der Energiesteuer einfliessen.

 

Wenn wir also alle Energieträger besteuern, z.b. nach ökologischen Kriterien, spüren wir das im Geldbeutel. Produkte die viel Energie bei der Herstellung benötigen werden teurer. Die Effizenz bei der Herstellung nimmt zu. Der Konsument wünscht Geräte die im Betrieb wenig Energie verbrauchen.
Wenn man eine Energiesteuer einführen möchte, ist auf der anderen Seite eine Kompensation notwendig, also eine Entlastung beim Haushaltsbudget vorzusehen. Zum Beispiel durch den Wegfall der Mehrtwertsteuer.

Bei einem Speditionsunternehmen das täglich eine Fahr- zeugflotte bewegt entfällt die Abgabe Mehrwertsteuer. Anstelle dieser kommt nun die Energiesteuer. Das Unternehmen kann also die Höhe der Abgabe durch Effizienzmassnahmen (Wahl des Energieträgers, niedriger Verbrauch, hohe Auslastung, usw.) beeinflussen. Für das Unternehmen zuerst eine neue Herausforderung: Die Firma hat nämlich die Möglichkeit die Abgaben an den Staat zu steuern, bzw. resultierende Kosten-einsparungen aus Effizienzmassnahmen als Gewinn oder Preisvorteil gegenüber der Konkurrenz dem Kunden weiterzugeben.


Während die Mehrwertsteuer als reine Konsumsteuer die Waren und Dienstleistungen besteuert und damit dem Bund Einnahmen generiert, bekommt die Energiesteuer plötzlich eine ganz andere Bedeutung nämlich die der Masshaltung bei den Ausgaben.

Wenn die Effizienz greift und der Energieverbrauch sich durch keinen Zuwachs bei Wirtschaft und Bevölkerung erhöht, hat der Bund plötzlich weniger Einnahmen! Entsprechend ist die Energiesteuer periodisch zu justieren.

Auch erneuerbare Energie ist nicht einfach "gratis" erhältlich. Vielleicht könnte diese Form der Suffizienz aber auch wieder zu einem neuen Bewusstsein in unser Gesellschaft führen: Energie ist auch eine Ressource.

Die nachfolgende Auflistung zeigt die Einnahmen des Bundes im Jahr 2012. Ein Wegfall der Einnahmen der Mehrwertsteuer müsste kompensiert werden. (Anteil der MwSt. an den Fiskaleinnahmen: 38%)

Fiskaleinnahmen Bund 2012        

Einnahmen in Millionen Franken

18'759*          Direkte Bundessteuer
4'200*            Verrechnungssteuer
11*                 Steuerrückbehalt USA
2'450*            Stempelabgaben

30'405           Verbrauchssteuer
22'600*          Mehrwertsteuer
3'040             Mineralsteuer auf Treibstoffe
2'030             Mineralölsteuerzuschlag auf Treibstoffe
20                  Mineralölsteuer auf Brennstoffen u a. Mineralölprodukten
370                Automobilsteuer
2'233             Tabaksteuer
112                Biersteuer

1'953            Verkehrsabgaben
1'600            Schwerverkehrsabgabe
353               Nationalstrassenabgabe

1'060            Zölle
1'060            Einfuhrzölle

761               Lenkungsabgaben Umweltschutz
395               Uebrige Fiskaleinnahmen Spielbetriebe
170*             Entgelt Wehrpflichtersatz

59'994          Fiskaleinnahmen Total
48'190*        Einnahmen ESTV

Das nachfolgende Diagramm zeigt etwas anschaulicher den Anteil der Mehrwertsteuer zu den Fiskaleinnahmen des Bundes im Jahr 2000 und 2006 bis 2012.

Einwohnerzahl Jahr 2000, 2006 bis 2012(ohne Saisoniers)
Einnahmen Bund Jahr 2000, 2006 bis 2012, in Milliarden Franken
(Quelle: Studie BFE 2013: Prognos, TEP, Infras)

 

 

 

Endverbrauch unterteilt in Sektoren
Unterteilt man den Endverbrauch in die einzelnen Sektoren Haushalt, Dienstleistungen, Industrie und Verkehr ergibt sich folgendes Bild:

Endverbrauch Energie (PJ), nach Sektoren aufgeteilt
[Quelle Studie BFE 2013: Prognos, TEP, Infras]

Der Bereich Verkehr hat mit rund 35% den höchsten Anteil am Gesamtverbrauch.
Zwischen 2008 und 2009 (Finanzkrise) fand im Industriesektor ein Rückgang von 6% statt. Im Gesamtenergieverbrauch nur ein Rückgang von 2%. Betrachtet man die Kurve des Gesamtverbrauchs (oberste Kurve) über die Jahre 2006 bis 2012 hatte die Finanzkrise keinen sichtbaren Einfluss auf den Energieverbrauch in der Schweiz.

Energieträger und ihre Preise (real, Basis 2012, Konsumentenpreise, inkl Mwst)

Energieträger und ihre Preise
[Quelle Studie BFE 2013: Prognos, TEP, Infras]

Während Erdgas und Elektrizität (die beiden unteren Kurven) zwischen den Jahren 2006 bis 2012 fast keinen "peak" aufweisen, sind bei Ausbruch der Finanzkrise zwischen 2008 und 2009 die Endpreise für die Treibstoffe Diesel um -20%, Benzin um -15% und Heizöl um -36% gesunken.
Betrachtet man die Konsumentenpreise zwischen 2000 und 2012 sind die einzelnen Energieträger wie folgt gestiegen: Heizöl (+88%), Erdgas (+53%), Benzin (+19%) und Diesel (+23%). Der Strom wurde in dieser Zeit günstiger (-4%).

Einnahmen der Mehrwertsteuer umverteilt auf die Energieträger

Mehr als 22 Milliarden Franken hat der Bund im Jahr 2012 bei der Mehrwertsteuer eingenommen. Geht man von diesem Betrag aus (ohne weitere Einnahmen wie Lenkungsabgaben, usw.) und nimmt den Energieverbrauch der einzelnen Energieträger und errechnet ihre Umweltbelastungspunkten, so resultieren aufgrund Verbrauch und Belastungskriterien folgende Preisaufschläge auf die Energieträger:

Um also die Einnahmen der Mehrwertsteuer im Jahr 2012 von rund 22 Milliarden Franken durch eine Energiesteuer zu ersetzen wären, gemäss obiger Tabelle, folgende Zuschläge notwendig:
(Endenergie)

Heizöl                           0.06 Fr. / kWh    ca. 0.60 Fr. / Liter
Benzin                          0.11 Fr. / kWh    ca. 1 Fr. / Liter

Strom AKW                  0.22 Fr. / kWh
Strom Wasserkraft       0.02 Fr. / kWh (ohne Pumpspeicher)
Strom PV                      0.07 Fr. / kWh
Strom Wind                  0.03 Fr. / kWh

Strom Import           ca. 0.24 Fr. / kWh

Gas                               0.04 Fr. / kWh
Holz                              0.04 Fr. / kWh
Fernwärme                   0.04 Fr. / kWh

Die Mehrwertsteuer von 8%  müsste dann natürlich von den Energiepreisen noch ab- gezogen werden!

Würde mit der Energiewende nun der AKW-Strom vollständig durch z.B. Wasserkraft, PV und Wind ersetzt - bei gleichbleibenden Energieverbrauch und 22 Milliarden Franken Einnahmen aus Energiesteuer - so würde dies einen zusätzlichen Anstieg aller Energieträger (Brennstoffe, Treibstoffe, Strom, Wärme) um etwa  0.01 bis 0.03 Fr. / kWh bedeuten.

Werden bei Einführung einer Energie- statt Mehrwertsteuer die Produkte und Dienstleistungen günstiger oder teurer? Wie schlägt sich das auf unser Haushaltsbudget nieder?

Unter der Annahme, die Kosten für Dienstleistungen und Waren werden durch den Wegfall der Mehrwertsteuer günstiger und die Verteuerung der Energie würde durch effizientere Produktion wettgemacht, bzw. die Verteuerung nicht an den Endverbraucher weitergegeben, so hätte der Konsument nur die Energiesteuer auf die Endenergie (Strom, Wärme, Treibstoff, usw.) zu tragen.

Nachfolgende Tabelle zeigt die Konsumausgaben bei unterschiedlicher Höhe des Erwerbseinkommens.

Basierend auf den Daten, des Bundesamtes für Statistik, Haushaltsbudgeterhebung (HABE) 2009 bis 2011 ist jeweils in den fünf Einkommensklassen eine zusätzlich Spalte (blaue kursive Schrift) in den Konsumausgaben angeordnet die den Betrag Mehrwertsteuer wieder rückvergütet.
In der Rubrik Wohnen und Energie sowie Verkehr sind die Energiekosten mit Faktor 2 eingerechnet.
-Wohnen und Energie: davon 12% Energiekosten
-Verkehr: davon 20% Treibstoffkosten. Annahme, jeder Haushalt ein Auto

Die Tabelle ist verkürzt und zeigt nur das verfügbare Einkommen zu den Konsumausgaben ohne Legende.

Verfügbare Einkommen zu den Konsumausgaben, Tabelle verkürzt

 

Ganze Tabelle mit Legende, als pdf-Datei:
Haushaltsbudget_ Energie statt MwSt

 

 

Falls die Umstellung von der Mehrwertsteuer zur Energiesteuer eine Verteuerung um 2% bei den Konsumausgaben zur Folge hätte, sähe dies wie folgt aus:

Verfügbare Einkommen zu den Konsumausgaben, mit 2% Teuerung, Tabelle verkürzt

Ganze Tabelle mit Legende, als pdf-Datei:
Haushaltsbudget_ Energie statt MwSt_2%Teuerung

→   Mit der Energiesteuer wird selbstverständlich auch "saubere Energie" versteuert, denn jede Energie ist Ressource!

→   Für Konsumenten und Produzenten entfällt die Mehrwertsteuer (Konsumsteuer). -     Eben Energie- statt Mehrwertsteuer.

→   Wäre dies mit Ihrem Haushaltsbudget vereinbar?

 

Verschärfung der Wärmeschutzvorschriften bei Gebäuden

In den Medien wurde 2013 viel berichtet zum Thema Umwelt und Energie
- und was passiert im nächsten Jahr?

Falls Sie beabsichtigen ein Haus zu bauen, bedenken Sie, dass 2015
im Kanton Bern die Wärmeschutzvorschriften für Gebäude verschärft werden. (aktuell läuft gerade die Vernehmlassung der Revision der Norm SIA 380/1, Thermische Energie in Gebäuden)

Im Gleichschritt zur Energiestrategie 2050 des Bundes, sollen gemäss Meldung der Kantonalen Energiedirektorenkonferenz (EnDK), die Mustervorschriften der Kantone
im Energiebereich bis 2014 revidiert und spätestens bis 2018 in der kantonalen Gesetzgebung verankert sein.

In der Meldung heisst es:
Neubauten versorgen sich ab 2020 ganzjährig möglichst selbst mit Wärmeenergie und zu einem angemessenen Anteil mit Elektrizität.
Auch soll im Kanton Bern bei wesentlichen Sanierungen ab 2020
die Warmwasseraufbereitung vollständig durch erneuerbare Energien erfolgen.

Denken Sie daran, dass der Kanton für den Heizwärmebedarf nur die gesetzlichen Mindest-Grenzwerte (Qh,li) festlegt. Die Vorschriften des Kantons basieren weitgehend auf der Norm SIA 380/1. Diese Norm legt auch Zielwerte (Qh,ta) fest. Bei Neubauten beträgt dieser Wert 60% der Mindest-Grenzwerte für den Heizwärmebedarf.
Die Norm empfiehlt die Zielwerte statt die Mindest-Grenzwerte anzustreben.

Die Zielwerte (Heizwärmebedarf) entsprechen dem Label Minergie-P (Heizwärmebedarf). Hier darf aber die gewichtete Energiekennzahl - Energie für Heizung, Warmwasser, kontrollierte Lüftung, Strom Hilfsenergie und Haushaltsgeräte zusammen - nicht mehr als 30 kWh/m2 betragen!

Zum Vergleich: der heute einzuhaltende Mindest-Grenzwert (Heizwärmebedarf) für ein Einfamilienhaus im Schweizer Mittelland, 2 geschossig, 160m2 beheizte
Wohnfläche beträgt rund 55 kWh/m2.

Architekt und Haustechnikplaner sind also heute bereits gefordert die Energie für Heizwärme, Warmwasser, Kühlung und Betrieb effizient bereitzustellen. Auch Mobilität und Graue Energie werden immer wichtiger und sind in der Energiebilanz zunehmend eingerechnet.

 

Preise der Energieträger Heizöl, Gas und Strom
Gemäss Landesindex der Konsumentenpreise hat sich real
der Heizölpreis innerhalb von 10 Jahren mehr als verdoppelt! Der Gaspreis stieg in der gleichen Zeit um ca. 50%. Der Benzinpreis stieg um ca. 32%. Der Strompreis sank im Jahr 2008 (Finanzkrise?) 12% und ist heute (2012) wieder auf dem Niveau wie vor 10 Jahren.
Quelle: Landesindex der Konsumentenpreise, Bundesamt für Statistik

 

→ Neben Wohnlage, Architektur und Zustand der Liegenschaft werden auch die Energie-Verbrauchskosten immer wichtiger für eine Bewertung der Liegenschaft. - Ist ihre geplante Sanierung oder der geplante Neubau «fit» für die Zukunft?

→PlusEnergieBauten (PEB): "Pionierbauten" führen bekanntlich
den Gebäudestandard von morgen an.